Wenn ich BDSM-Geschichten lese oder wenn ich einfach davon lese, wie sich eine Beziehung zwischen Dom und Sub äußert, fühle ich mich darin ein Stück erkannt. Ich weiß allerdings nicht, ob das schon ausreicht. Wie äußert sich eine BDSM-Neigung? Wie fühlt sich das an? Wie kann ich herausfinden, ob das meine Welt ist?
Lina
Liebe Lina,
auf deine Fragen gibt es leider keine allgemeingültigen Antworten. Jedoch denke ich, dass es bei den meisten BDSMlern einige Gemeinsamkeiten gibt. Du schreibst, dass du dich erkannt fühlst, wenn du beispielsweise Geschichten liest. Der Inhalt der Geschichten hat offensichtlich etwas in dir bewirkt, sonst hättest du uns nicht geschrieben. Wenn ich also eine Ferndiagnose wagen darf: Ein Stück davon steckt auch in dir. Verspürst du den Wunsch, das alles auch einmal erleben zu können? Ist dein Kopfkino entfacht? Hast du vielleicht schon länger Fantasien, die in diese Richtung gehen?
Ich würde sagen, wenn ein paar Dinge davon auf dich zutreffen, gehst du auf jeden Fall in diese Richtung. Wie weit der Weg für dich geht, kann ich aber nicht beurteilen.
Es gäbe natürlich die Möglichkeit, es einfach virtuell oder real auszutesten. Das hängt von deiner jetzigen Beziehungssituation ab. Virtuell kann man beispielsweise in Chats oder in einem Mailaustausch mit Hilfe von gedanklichen Rollenspielen oder kleinen in die Tat umgesetzten Aufgaben herausfinden, wie sich das anfühlt. Sei hier aber auf jeden Fall vorsichtig, vor allem, wenn du den Schritt in die reale Welt wagst! Leider sind in der BDSM-Welt auch viele Spinner oder wirklich gefährliche Leute unterwegs. Also bitte niemals den Verstand ganz ausschalten.
Am einfachsten wäre es, wenn du einen bereits vorhandenen Partner bitten könntest, ein paar Schritte mit dir zu gehen. Dich beispielsweise beim Sex locker zu fesseln.
Viel wichtiger ist aber, dass du dir zunächst selbst halbwegs darüber klar wirst, was in dir steckt. Mir haben damals, als ich mir selbst meiner Neigung bewusst wurde, gleichfalls BDSM-Geschichten geholfen, die ich regelrecht verschlungen habe. Dabei wurde mir klar, was mir gefallen könnte und was mich eher abschreckt.
Noch eine Möglichkeit: Spiele es gedanklich durch. Mit dir selbst als Hauptperson. Setze es ein wenig in die Tat um. Knie dich, wenn du diese Zeilen gelesen hast, einige Minuten hin. Schließe die Augen. Lasse deine Gefühle auf dich wirken.
Solltest du bei meinen letzten beiden Sätzen ein Kribbeln in dir verspürt haben, würde ich sagen: Klarer Fall. Aber teste es ruhig aus. Stelle dir vor, jemand hätte dir das befohlen.
Es würde mich freuen, wenn ich dir ein wenig helfen konnte, Klarheit in deine Gedanken zu bringen. Es kann durchaus sein, dass du zu dem Schluss kommst, dass es doch nicht dein Fall ist. Oder nur schwach ausgeprägt ist. Vielleicht war es aber auch ein Volltreffer.
Ich wünsche dir eine spannende Entdeckungsreise zu dir selbst. Egal, was du in dir findest, nehme es als Erweiterung deiner Persönlichkeit an.
Liebe Grüße
Devana
