Femdom-Fernbeziehung

Mein Freund ist gerne mal ein ziemlicher Brat und wenn ich ihm eine Aufgabe oder Strafe aufdonnere, sagt er gerne mal „sonst was?“. An sich kein Problem, allerdings gehen mir die Ideen aus, was ich als Strafe für seinen Ungehorsam nehmen könnte. Da das in einer Fernbeziehung nicht so leicht ist, etwas zu verlangen, bei dem er einfach sagen kann: „Was sonst?“
Daher würde ich gerne wissen, welche Strafen so am effektivsten wären.
Sayuu

Hallo Sayuu,

eine Fernbeziehung ist grundsätzlich mit Schwierigkeiten verbunden, die Partnerinnen und Partner vor Herausforderungen stellen. Es ist aus der Distanz heraus nicht einfach, sich verbunden und nahe zu fühlen, für die Andere oder den Anderen bei Problemen verfügbar zu sein, den Kontakt zu halten. Beziehungen können daran scheitern. Manchmal bleibt aber gar keine andere Möglichkeit, als den Weg einer Fernbeziehung zu gehen. Berufliche Gründe können das erforderlich machen. In Zeiten der Vernetzung kann es aber genauso sein, dass man sich kennen und lieben gelernt hat, aber (noch) in unterschiedlichen Städten oder Ländern lebt.

BDSMler haben es da nicht leichter. Im Gegenteil. Viele Aspekte unserer Leidenschaft zielen auf Interaktion und körperliche Nähe ab. Aus der Ferne heraus wirkt vieles kühl, manchmal wie ein Spiel, und letztendlich kann man sein Gegenüber auch nicht wirklich kontrollieren. Das erfordert sehr viel Vertrauen und Durchhaltevermögen.

Du hast nicht erläutert, welcher Anlass zu eurer Fernbeziehung führte. Darum gehe ich hier davon aus, dass ihr keine andere Wahl hattet und euch beide in diesem Wissen für die Beziehung entscheiden habt. Du erwähnst auch nicht, ob ihr euch bei der Begründung eurer Beziehung bereits über eure Neigung ausgetauscht hattet oder ob eure Rollen erst im Laufe der Zeit entstanden sind. Ein »Tja, das hätte man sich vorher überlegen sollen« hilft sowieso keinem.

Die Option, die räumliche Distanz zu beenden, habt ihr derzeit offenbar nicht. Das hätte ich dir ansonsten zuerst geraten: Tauche bei deinem Partner auf, beseitige die räumliche Distanz und mache ihm klar, dass du dir nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Mit der richtigen Inszenierung und Nachdruck kann das beeindrucken, und letztendlich kann sich dein Partner bei saloppen Antworten nie mehr sicher sein, ob du als Reaktion nicht plötzlich auftauchst.

»Effektive Strafen«, wie du sie suchst, kann ich dir nicht nennen. Das möchte ich auch nicht. Nur du weißt, was für deinen Partner eine Bürde ist, was ihm nicht behagt und wofür er kaum etwas riskieren würde. Das ist dein Ansatzpunkt. Überlege, was deinem Partner wirklich unangenehm sein könnte, und drohe ihm das an. Wenn du ihn noch nicht gut genug kennst, kannst du ihm auch selbst eine Liste anlegen lassen. Bedenke dabei aber zwei Dinge. Was du ihm androhst, solltest du auch umsetzen können. Alles Andere macht dich unglaubwürdig und funktioniert dann höchstens einmal. Darüber hinaus wäge genau ab, was du (ihm an)tust. Zum Beispiel Outen und Dinge in der Öffentlichkeit sind keine gute Idee – es sei denn, ihr steht genau darauf.

Ich weiß nicht, wie oft (oder gar ob) ihr euch trefft und die Gelegenheit habt, über Frechheiten und Verfehlungen zu sprechen. Es wäre eine Möglichkeit, bis dahin alles aufzuaddieren und dann entsprechend »abzurechnen«. Deine Optionen sind in solchen Momenten der realen Nähe eindrucksvoller als aus der Ferne heraus gesprochene Strafen, die erneut in einem »Was, wenn nicht« münden. Vielleicht vergeht deinem Partner dann die Lust, sein Strafkonto allzu sehr anwachsen zu lassen.

Sicher will dein Partner deine Grenzen austesten. Aber selbst eine BDSM-Beziehung, die auf Provokation und Reaktion gründet, kann sich nicht endlos steigern, sowohl im einen als auch im anderen. Irgendwann wird beides vollständig ausgereizt sein, wenn er nicht mehr auf bestimmte Signale (ein »genug!«) reagiert. In diesem Fall finde ich es legitim, zu sagen: Wenn du mich so wenig respektierst, wenn meine Persönlichkeit dir so wenig wert ist, habe ich kein Interesse mehr. Auch das kann übrigens wie eine Drohung wirken.

Wenn dein Partner es allerdings derart überzieht und es dir absichtlich so schwer macht, dass du aus der Ferne heraus nicht mehr mit ihm umgehen kannst, solltest du dich fragen, ob eure Beziehung auf diese Weise Bestand haben kann. Fernbeziehungen brauchen Ehrlichkeit, Vertrauen und Zusammenarbeit beider Partnerinnen und Partner. Vor allem auch im Machtgefälle. Wird das von einer Seite nicht mehr ernst genommen, liegt Scheitern in der Luft.

Möglicherweise bist du enttäuscht, weil du erwartet hast, dass ich dir eine Palette an Strafen aufzähle. Ich tat es absichtlich nicht. Ich verstehe unser Angebot nicht als Kurbel für Kopfkino, sondern als Anregung zum Nachdenken. Genau das solltest du tun.

Viele Grüße

Jona

Author: Jona

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