Was bedeutet BDSM?

Ich höre und lese oft von BDSM. Um ehrlich zu sein, ich weiß nichteinmal, was die Abkürzung bedeutet …

Viele Grüße

Melanie

Liebe Melanie,

danke für deinen Brief. Du hast die Ehre, die erste in unserem Blog zu sein, die mit einer Frage zur Sprache kommen darf.

Leider schreibst du nicht, aus welchem Grund du dich dem Thema näherst und welche Erfahrungen du bereits hast. Darum antworte ich dir mit den „Basics“ und hoffe, sie können dir helfen.

BDSM ist ein Akronym und bezeichnet mehrere unter diesem Oberbegriff zusammengefasste Leidenschaften.

„BD“ steht für „Bondage and Discipline“, für Fesselung und Disziplinierung.

Fesselungen sind eine äußerst weit verbreitete und beliebte Variante, um sexuelle Lust zu erlangen oder zu steigern. Das Fesseln kann aber auch lediglich als Entspannung dienen oder dem Genuss des nach der Fesselung entstandenen, ästhetisch ansprechenden Gesamtbild.

Oft werden Hände und Füße aneinander oder in verschiedenen Positionen gebunden oder der gesamte Körper in ein Bondage einbezogen. Als Hilfsmittel dienen oft Seile unterschiedlicher Stärke aus verschiedenen Materialien, zum Beispiel aus Hanf oder Baumwolle. Für Fesselungen geeignet sind aber genauso Lederriemen oder Handschellen.

Spezielle Fesselungsarten sind zum Beispiel Shibari, wo es darauf ankommt, ein besonders ästhetisches Bild zu erzeugen. Das ist ein Unterschied zu anderen Fesselungen im BDSM-Kontext, die oft darauf abzielen, die Partnerin oder den Partner bewegungsunfähig und wehrlos zu machen.

Bevor du deine Partnerin oder deinen Partner fesselst, solltet ihr euch über Gefahren und Risiken informieren. Ihr müsst zum Beispiel darauf achten, durch Fesselungen nicht den Blutkreislauf zu unterbrechen. Wichtig ist auch, dass sich eure Fesselung im physischen oder psychischen Notfall zügig lösen lässt.

Disziplinierung bedeutet, die Partnerin oder den Partner (meist) durch Schläge zu „strafen“. Der sexuelle Lustgewinn entspringt hier dem Austeilen oder Empfangen der Schläge.

Neben der bloßen Hand werden oft auch Schlagwerkzeuge verwendet. Ihre Vielfalt reicht vom einfachen Holzlöffel bis zum breiten Lederpaddel.

Beachte, dass du deinem Partner ernsthaft körperlichen Schaden zufügen kannst, wenn du nicht weißt, wie du gut schlägst und wohin du nicht schlagen darfst. Das gilt natürlich auch imgekehrt. Darum ist es wichtig, dass ihr euch – am besten gemeinsam – darüber informiert. Gut geeignet dafür ist beispielsweise ein BDSM-Forum, in dem ihr anonym und in aller Ruhe ausloten könnt, was euch gefällt, warum das so ist und wie ihr es umsetzt.

„DS“ steht für „Dominance and Submission“, für Beherrschung und Unterwerfung.

Bei diesem Teil des BDSM geht es darum, dass sich der passive und devote Part dem aktiven und dominanten Part unterwirft.

Der passive, devote Part wird oft als „Sub“ (von: submissive, unterworfen) oder Sklavin / Sklave bezeichnet. Der aktive, dominante Part dagegen wird meist „Domme“ (weiblich) oder „Dom“ (männlich) genannt.

Die Tiefe der Unterwerfung variiert je nach den Vorlieben, Wünschen und Möglichkeiten der Partner. Sie findet beispielsweise in einem zeitlich beschränkten Umfang im rein sexuellen Kontext oder auch darüber hinaus statt.

Der dominante Part übernimmt die Führung und die Verantwortung über den submissiven Part und zieht daraus seine Befriedigung. Der sich unterwerfende Part begibt sich dagegen vertrauensvoll in die Hände des aktiven Parts und findet Erfüllung darin, beherrscht zu werden und dienen zu dürfen. Dabei ist es im Idealfall ein gegenseitiges Geben und Nehmen, in dem beide Partner ihr Glück finden. Wichtig ist, dass die Partner einvernehmlich handeln.

Neben dem Spiel um Macht und Unterwerfung kann es Überschneidungen mit sadomasochistischen Praktiken geben. Bei fehlendem Masochismus oder Sadismus kommt eine D/s-Beziehung ohne Ausübung von Lustschmerz aus. Manchmal wird dennoch Schmerz als Mittel der Strafe und Disziplinierung angewendet.

Manchen Menschen fällt es schwer, zu verstehen, wieso sich BDSMler, insbesondere Submissive auf ein solches Beziehungsmodell einlassen können. Wenn du dich in die Gedanken einer devot-masochistischen Frau einlesen möchtest oder Wege suchst, deinem Partner deine Neigung zu erklären, empfehle ich dir weiterführend den BDSM-Blog von Devana.

Bitte beachte, dass Dominanz und Unterwerfung ihre Grenzen haben, das gilt vor allem für den Alltag. Du solltest mit deinem Partner auf Augenhöhe klären, wie weit euer Verhältnis reichen darf.

„SM“ steht für „Sadism and Masochism“, für Sadismus und Masochismus.

Sadomasochismus umfasst Sexualpraktiken, bei denen das Zufügen von physischen Schmerzen und Empfindungen präferiert wird.

Wenn dich das Erleben von Schmerzen sexuell erregt, bist du wahrscheinlich masochistisch veranlagt. Wenn du dagegen Lust daran empfindest, deinem Gegenüber Schmerzen zuzufügen, bist du wahrscheinlich sadistisch veranlagt.

Wichtig ist, dass du und dein Gegenüber genau wissen, wie weit ihr eure sadistischen und masochistischen Handlungen ausdehnt, was ihr ertragt, was ihr zulassen möchtet und wann genau ihr damit aufhört. Es muss zwischen euch Einvernehmlichkeit bestehen über das, was ihr euch antut und antun lasst. Das bedingt großes Vertrauen in die Partnerin oder den Partner, denn besonders der masochistische Teil muss sich darauf verlassen können, dass seine Neigung nicht missbraucht wird.

Wenn du dir unsicher bist und / oder mit anderen BDSMlern über deine Neigung und Praktiken sprechen möchtest – oder wenn du überhaupt erst andere BDSMler kennenlernen möchtest, empfehlen wir dir, dich in einer BDSM-Community anzumelden. Dort kannst du dich anonym mit anderen Menschen über deine Neigung austauschen und vielleicht sogar BDSMler in deiner Nähe finden. Achte aber unbedingt auf Erscheinungsbild und Niveau des Angebots – zahlreiche BDSM-Communities dienen leider nur noch der schnellen Kontaktsuche und sind (eben deswegen) verkommen zur Heimat von Fakes und Möchtegerns.

Wenn du dich lieber erst lesend dem Thema nähern möchtest, rate ich dir von völlig überzogenen, pornografischen EBooks ab, die an vielen Stellen im Web (und sogar bei Amazon) angeboten werden. Sie bedienen sicherlich manches Kopfkino, sind aber völlig unrealistisch, gehen nicht in die Tiefe und lassen viele wichtige Aspekte schlichtweg aus. Suche stattdessen nach guten BDSM-Büchern im Handel.

Ich wünsche dir, Melanie, dass du einen guten Zugang zum Thema findest.

Viele Grüße

Jona

 

Author: Jona

Schreibe einen Kommentar

Werbung und Weblinks sind nicht erlaubt. Deine Mailadresse wird nicht veröffentlicht.