Über Jona

Wenn du auf dieser Seite Fragen stellt, gibst du Persönliches preis. Das kostet dich, auch wenn es anonym ist, Überwindung. Ich möchte fair sein und dir auch über mich erzählen. Dann weißt du ein wenig mehr über den, der deine Fragen beantwortet.

Dass ich BDSMler bin und in einer Partnerschaft lebe, die von dieser Leidenschaft stark geprägt ist, weißt du sicherlich schon. Aber ich möchte nicht auf BDSM reduziert werden. Denn:

Ich bin nicht nur BDSMler.

Ich bin ein – aus meiner Sicht ganz normaler – Mensch mit Freunden, Hobbys und Arbeit. Und natürlich auch mit Ecken und Kanten.

Eine meiner Leidenschaften ist das Schreiben. Schon im Schulalter bereitete es mir Spaß, Geschichten zu ersinnen, sie auszukleiden, mit Leben zu befüllen und schließlich aufzuschreiben. Manchmal – und das passiert mir gelegentlich auch heute noch – entwickelten sich Handlungen und Figuren so recht erst während des Schreibens. Das war kein Problem, denn ich schrieb nur für mich. Mittlerweile habe ich gelernt, besser aufzupassen und zu planen.

Ich wandere gerne. Ich fühle mich wohl in der Natur, besonders im Wald und am meisten dort, wo er abenteuerlich wirkt. Felsen, Schluchten und Höhlen, Bergseen und einsame Lichtungen haben es mir angetan. Glücklicherweise bin ich in einer Gegend zu Hause, die Wald und Berge kennt – vielleicht nicht so spektakulär wie in den Alpen, aber eben auch nicht so flach wie im Norden. Devana und ich packen nur zu gerne den kleinen Rucksack und verschwinden ein paar Stunden im Wald. Leider lässt der Alltag viel zu selten Gelegenheiten übrig.

Was ich auch mag: Fotografieren. Mit einer (mittlerweile nicht mehr ganz so neuen) Spiegelreflex bin ich oft unterwegs und habe von Model- bis Naturfotografie einiges ausprobiert. Ich habe nicht den Anspruch auf professionelle Ergebnisse, dafür bleibt mir viel zu wenig Freizeit. Wichtiger ist mir der Spaß, den mir die Sache und die Ergebnisse bereiten.

Nicht ganz so gesund wie das Wandern ist eine weitere meiner Leidenschaften: Programmieren. Ich kann begeistert an Algorithmen basteln, nächtelang über einem Problem brüten, bis endlich im Morgengrauen ein Script zum ersten Mal das tut, was ich mit ihm erreichen wollte. Glücklicherweise ist Devana ebenso computeraffin, sodass wir von vorangeschrittener Zeit höchstens gleichermaßen überrascht sind. Wir sind beide Nachtmenschen.

Du siehst, ich bin ein vielleicht kreativer, aber recht normaler Mensch. Und doch:

Ich bin auch BDSMler.

Wann ich das zum ersten Mal bemerkt habe, kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen. Als ich meine ersten Erfahrungen sammelte, gab es noch kein Internet. Begriffe wie zum Beispiel Bondage waren mir unbekannt. Das, was ich tat, war nicht durch Bilder und Videos aus dem Netz legitimiert, sondern allein initiiert durch Gefallen an der Sache. Ich schnürte zum ersten Mal einer Frau das Korsett im Rücken. Wir knoteten wilde Fesselungen aus Wäscheleine (nicht zur Nachahmung empfohlen, aber wir hatten nichts Besseres). Aber ich hatte keine Ahnung, damit an der Tür zu einer fantastisch leidenschaftlichen Welt zu klopfen. Schon gar nicht konnte ich mir vorstellen, wie weit mein Weg – später – in diese Weite hineinführen würde.

Die ersten Webseiten zum Thema lagen auf amerikanischen Servern. Sie bestanden fast ausschließlich aus Text. An die heutige Bilder- und Videoflut war damals aufgrund geringer Bandbreite und immenser Onlinekosten nicht zu denken. Das störte mich nicht. Da ich seit jeher gerne lese und mit einer guten erotischen Geschichte viel mehr anfangen kann als mit all den schlechten Videoclips, fraß ich mich durch Newsgroups, die später von Foren abgelöst wurden. Mir wurde nach und nach bewusst, was mich bewegte, was ich fühlte, welche Neigung in mir wohnt. Und dank Internet erfuhr ich schließlich auch, wie man das nennt: BDSM.

Die ersten deutschsprachigen Webseiten zum Thema verfolgte ich mit wachsender Neugier und Interesse. Von ihnen existieren heute, Jahrzehnte später, leider nahezu keine mehr. Mir fehlte unter ihnen allerdings eine Seite, auf der gute erotische BDSM-Geschichten zu finden waren – in den meisten Foren wurden immer wieder die gleichen platten Texte gepostet. Nur selten fand ich Geschichten, die mich tiefer ansprachen, die Niveau hatten und keine blöden Klischees bedienten. Das führte dazu, dass ich im Jahr 2001 ein eigenes Angebot gründete. Es ist heute noch auf den Schattenzeilen zu finden.

Über meine Arbeit an diesem Projekt lernte ich (unter anderem) Devana kennen – auch wenn ich damals noch in einer anderen Beziehung steckte, in der meine Leidenschaft unglücklicherweise keinen Gegenpart fand. Das war aber sicher nicht der einzige Grund, aus dem sie letztendlich scheiterte. Aber es war einer.

Als ich mich mit Devana – über zehn Jahre nach unserem Kennenlernen – zusammentat, kannten wir uns bereits sehr genau. Wir hatten in all der Zeit über unsere Leidenschaften diskutiert, über BDSM gefachsimpelt, uns gegenseitig dunkelste Ecken offenbart und theoretisch erkundet. Wir hatten festgestellt, dass sich unsere Neigungen sehr entsprechen, dass wir gleiche Fantasien haben, auf ähnliche Dinge stehen, uns dieselben Bilder faszinieren. Nur mit einem glücklichen Unterschied: Devana ist devot, ich bin dominant. Das, was partnersuchende BDSMler als Lottogewinn, als Volltreffer bezeichnen, lag in unseren Händen. Aber wir hatten ein Jahrzehnt lang nichts damit anfangen können und nichts anfangen wollen. Um so intensiver leben wir heute gemeinsam.

Unsere BDSM-Beziehung trägt einen 24/7-Charakter. Ich schreibe „Charakter“, weil ich weiß, dass jeder BDSMler andere Anforderungen stellt an eine Beziehung, die sich an 24 Stunden und 7 Tagen der Woche nach einem Machtgefälle ausrichtet. Wir haben eine aus meiner Sicht vernünftige Variante gewählt. Das Machtgefälle besteht ständig. Meine Entscheidungen sind Devanas Richtlinie, das letzte Wort liegt bei mir. Devana befolgt Regeln und Rituale, auch im Alltag, die unser Zusammenleben ausmachen. Aber wir wissen und akzeptieren beide, dass der Alltag nicht in Konflikt mit unserer Leidenschaft geraten darf. Dass Devana als submissiver Teil unserer Beziehung Entscheidungen treffen können muss, in der wir auf Augenhöhe agieren, um gemeinsam durchs Leben zu steuern. Sie ist nicht nur Sklavin, sondern auch eine gleichberechtigte Partnerin, eine selbstständige Frau und ein besonders liebenswerter Mensch. Ich bin überzeugt, dass eine langfristige, zufriedene Partnerschaft, die im alltäglichen Leben bestehen soll, nur so funktioniert. Sie ist nicht vereinbar mit einer Art „24/7“, in welcher der submissive Part keinerlei Rechte hat, nie auf Augenhöhe gelangt und vollkommen fremdbestimmt wird. Das mag für kurze Zeiträume eine wilde Fantasie sein, aber ist nicht über Jahrzehnte hinweg praktikabel.

In den Jahren, in denen wir auf unsere besondere Weise zusammenleben, haben wir viele Freunde gewonnen, besonders auf Basis der gemeinsamen BDSM-Leidenschaft. Wir haben andere Paare kennengelernt, die ebenso vernünftig miteinander umgehen. Auch Paare, die BDSM nur gelegentlich ausleben, manchmal nicht miteinander. Und Menschen, die noch auf der Suche sind nach einer Partnerin oder einem Partner, teils frohen Mutes, teils verzweifelt. Über all diese persönlichen Bekanntschaften bin ich froh. Und ich stelle immer wieder erfreut fest, wie normal und entspannt man mit einer Neigung umgehen kann, die leider auch heute noch gelegentlich als „pervers“ oder „krank“ betitelt wird.

Da ich nicht nur gerne lese, sondern auch schreibe (ich erwähnte es schon), entstand im Jahr 2014 der Roman „Unverglüht“. Ihm liegen tatsächliche Begebenheiten zugrunde – und wer ihn liest, gewinnt einen guten Eindruck davon, wie Devana und ich zusammenleben und harmonieren. In den Folgejahren wuchs der Roman auf eine Trilogie an. Lesungen und Veranstaltungen erbrachten Devana und mir weitere Kontakte zu BDSMlern, Gruppen und Stammtischen. Mittlerweile fühlen wir uns gut vernetzt in einer großen, leidenschaftlichen Familie aus sehr vernünftigen BDSMlern.

Ich würde mich freuen, wenn du das im Hinblick auf deine BDSM-Neigung ebenso von dir sagen kannst.